Pamoja

Von 2008 bis 2014 förderte der Verein FreiraumKollektiv, damals unter dem Namen u-We (Understanding through World Encounter), im Rahmen des Projekts Pamoja [Kisuaheli: gemeinsam] den Austausch junger Menschen aus dem globalen Süden und Norden. Pamoja wurde als selbstorganisierter, internationaler Austausch zwischen Studierenden der Mwalimu Nyerere Memorial Academy (MNMA) in Dar es Salaam, Tansania und der Universität Münster, Deutschland in insgesamt drei Generationen erfolgreich durchgeführt.

 

Leitidee und Projektziele

Die Grundidee von Pamoja war es, gemeinsam einen partnerschaftlichen Austausch zwischen dem globalen Süden und Norden zu organisieren. Den Teilnehmenden wurde die Möglichkeit geboten, bestehende Strukturen innerhalb der Süd-Nord-Beziehungen bewusst zu reflektieren und neue Blickwinkel kennen zu lernen. Dabei konnten sie ihre eigenen Erfahrungshorizonte erweitern und gemeinsam den Süd-Nord-Dialog auf Augenhöhe gestalten.

Um dieses Ziel zu erreichen, wurde das Programm von den Teilnehmenden auf tansanischer und deutscher Seite in gleichberechtigter Verantwortung sowie auf den Grundlagen basisdemokratischer Entscheidungsfindung und hierarchiekritischem Bewusstseins selbst geplant und gestaltet. Das Projekt erstreckte sich in jedem Durchlauf über zwei Jahre. Die Praxisphasen fanden sowohl in Tansania als auch in Deutschland statt. Somit wurde auf beiden Seiten aktiv eine intensive Reflektion der eigenen Rolle im globalen Geschehen und der Abbau von Vorurteilen gefördert sowie ein Perspektivwechsel auf globale Zusammenhänge angeregt. Die Seminare und Workshops umfassten Themen wie Entwicklungszusammenarbeit, Migration, kulturelle Diversität, nachhaltige Entwicklung und Globalisierung. Durch Exkursionen zu wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Einrichtungen wurden Diskussionen u.a. zu Herausforderungen und Problemen aktueller Entwicklungspolitik angestoßen. Die Seminare und die Exkursionen sollten gleichermaßen eine Plattform bieten, die Strukturen der Nord-Süd-Beziehung zu erkennen und zu hinterfragen. Die Gruppe teilte Erfahrungen und Erkenntnisse des Austauschs mit der Öffentlichkeit in Tansania und Deutschland. Durch die öffentlichen Veranstaltungen konnten damit auch andere Menschen von dem Projekt profitieren.

 

Projektablauf

Alle zwei Jahre fand sich durch öffentliche Ausschreibungen und Informationsveranstaltungen zum Projekt sowie durch ein Seminar zur Entwicklungszusammenarbeit an der Universität Münster eine neue Gruppe an Teilnehmenden, die über zwei Jahre hinweg motiviert und engagiert zusammenarbeiteten. In den Vorbereitungsphasen des Hinaustausches stand die Kontaktaufnahme zwischen Tansania und Deutschland sowie die gemeinschaftliche Ausarbeitung der dreiwöchigen Seminarzeit in Tansania im Vordergrund. Außerdem arbeiteten sich die Teilnehmenden in das Akquirieren der erforderlichen Gelder für die Flüge, Versicherungen sowie die Unterkunft, Verpflegung und Exkursionen vor Ort ein. Im zweiten Jahr des Projektes bauten die Teilnehmenden ihre Expertisen in der Planung, Organisation und Durchführung eines internationalen Austauschprojektes weiter aus. Diese mündeten in der zweiten intensiven Praxisphase des Rückaustausches nach Deutschland.

Die Begegnungen der tansanischen und deutschen Gruppe im ersten Jahr in Tansania und im zweiten Jahr in Deutschland fanden jeweils während der Semesterferien im Sommer statt. Während der dortigen dreiwöchigen Praxisphase wurde das zuvor ausgearbeitete Programm mit Vorträgen, Diskussionen, Expertengesprächen, Exkursionen und öffentlichen Veranstaltungen umgesetzt. Abgeschlossen wurden die Praxisphasen durch die gemeinsame Evaluation des jeweiligen Austausches und die ersten organisatorischen wie auch inhaltlichen Schritt für den Rückaustausch bzw. der Fortführung des Projektes durch eine neue Generation.

 

Rolle des Vereins

Der Verein stand den Teilnehmenden während der gesamten zweijährigen Projektzeit zur Seite. Das Zusammenfinden der jeweiligen Gruppen wurde in Deutschland durch den Verein initiiert. Dabei wurde bewusst auf ein explizites Auswahlverfahren anhand spezifischer Kriterien verzichtet, um auch zwischen den Teilnehmenden und dem Verein möglichst wenig Hierarchien aufzubauen. Während der Vorbereitung des Hin- wie auch des Rückaustausches unterstütze der Verein die Gruppe beim Erstellen der Anträge, der Planung der Seminarphase sowie der inhaltlichen Vorbereitung. In angeleiteten Seminaren wurden die Teilnehmenden auf den anstehenden Süd-Nord-Austausch vorbereitet. Dabei erarbeiteten die Teilnehmenden Themen wie Rassismus, Diskriminierung und die eigene Position im Süd-Nord-Dialog. Darüber hinaus erlernten sie Methoden der basisdemokratischen und konsensorientierten Entscheidungsfindung und der Konfliktmediation, die den Teilnehmenden schon im Voraus Werkzeuge für den intensiven Gruppenprozess an die Hand gaben. Auch in Tansania wurden die Teilnehmenden in der jeweiligen Vorbereitungsphase von ehemaligen Teilnehmenden und dem Verein begleitet, so wurden sie durch Seminare und Workshops in der Projektorganisation unterstützt, wie auch inhaltlich auf den Nord-Süd-Austausch vorbereitet. Zusätzlich zur gemeinsamen Projektevaluation am Ende der jeweiligen Praxisphasen wurden die neu gewonnen Erfahrungen sowie mögliche Konflikte mit der Unterstützung des Vereins innerhalb der deutschen Gruppe reflektiert, diskutiert und aufgearbeitet.

 

Kritik und Zukunft des Projekts

Im Rahmen einer inhaltlichen und methodischen Neuausrichtung des Vereins wurde auch das Projekt Pamoja evaluiert. Festzuhalten ist, dass alle Teilnehmenden das Projekt persönlich als sehr bereichernd bewertet haben. Der Verein konnte aber auch feststellen, dass die kritische Reflexion von gegenseitigen Vorurteilen und den Strukturen der globalen Süd-Nord-Beziehung einer intensiven Begleitung während der Vorbereitung und des Austauschs bedarf, um wirklich erfolgreich zu sein. Im weiteren Verlauf des Vereinsengagements kristallisierte sich außerdem zunehmend der Fokus auf lokale Handlungsmöglichkeiten heraus, sodass im Zuge der Jahreshauptversammlung 2015 entschieden wurde, das Projekt abzuschließen. Pamoja fand daher im Zyklus 2013/2014 das letzte Mal in dieser Form statt.

Vielen Dank an alle, die das Projekt über die letzten Jahre unterstützt und ermöglicht haben!

 

Erfahrungen - Stimmen von Pamoja-Teilnehmenden

I am participating, because…

“…the project doesn‘t think about some of us helping the other but to exchange ourselves in order to gain from all of us

“…direct exchange (…) is much more inspiring than reading a book or sitting in a seminar in the university”

„…I liked the idea of learning from each other